Montag, 2. April 2012

2 Kuriositaeten

So - nun  mal ein Eintrag ohne Fotos, dafuer mit Beschreibungen von 2 Kuriositaeten brasilianischer Art.

Televisão: Immer und ueberall, mal die normale sprechlautstaerke ubertoenend, mal kaum hoerbar.  Das mediale Sprachrohr ist allgegenwaertig. Insbesondere an Orten an denen man sich verpflegt. Beliebt sind neben den international bekannten Telenovelas und Fussball insbesondere Skandalnews, wie Autoun- und Ueberfaelle, Entfuehrungen, Mord- und Todschlag, moralische Ausrutscher von nationalen und internationalen Prominenten sowie aussergewoehnlich missgebildete Menschen und Tiere.
Ein  Beispiel dazu: Das Foto und die Adresse eines Vaters der verdaechtigt wird seinen Sohn umgebracht zu haben, wird ohne mit der Wimper zu zucken der telegenen Oeffentlichkeit praesentiert.  Im Unterschied zum Grossteil der europaeischen Laendern kennen die Medien hier scheinbar weder Opfer- noch Taeterschutz.

Jeitinho Brasileiro - (fast) jedes Problem, dessen Loesung im Moment unmoeglich scheint und einen grauenhaft aergert hat sich im naechsten Augenblick in Luft aufgeloest. Der Jeitinho beschreibt eine brasilianische Attituede, mit den vielen unvorhergesehenen und laestigen Muehseligkeiten des Alltags einen pragmatischen, auf Improvisation fokussierten Umgang zu pflegen. Wird zum Beispiel seit 1.5 Stunden auf einen Ônibús gewartet, flucht man im Vergleich zu Europa verhaeltnismaessig wenig ueber die unzuverlaessige Busgesellschaft oder den verpassten Termin. Es ist die Zuversicht, dass in der folgenden Stunde ein oeffentliches Fahrzeug kommen wird, die bei der Mehrheit der Wartenden ueberwiegt. Auch kann es vorkommen, dass man sich in Gruppen organisiert und ein Taxi nimmt. Oder eine Wartende geht zu ihren Verwandten zurueck,  um mit dem Auto gefahren zu werden. Dabei nimmt sie den einen oder anderen Passagier gleich mit.
Ein anderes Beispiel. Man hat eine Reservation fuer ein Zimmer mit Meerblick per Internet gebucht. Als man ankommt, wird einem ohne Erklaerung ein dunkler Raum mit Fenster zum Korridor praesentiert. Protestiert man,  kann  es Vorkommen, dass der Receptionist nur mit den Schultern zuckt, das Gepaeck abstellt und zurueck an seinen Arbeitsplatz schreitet. Anstelle von veraergertem Resignieren, tragen die Touristen das Gepaeck nun zurueck an die Reception und erklaeren freundlich, dass sie ein Zimmer mit Meerblick gebucht haben. Der Receptionist schaut im  Mailaccount nach, sucht nach Erklaerungen und widmet sich anschliessend wieder seiner Arbeit oder seinem  Facebookaccount. Die Gaeste setzen sich auf  die Stuehle gegenueber der  Reception und beratschlagen, welche anderen Hotels sie  bei  ihrer Suche noch gesehen haben, die sie jetzt angehen koennten. Der Receptionist verschwindet kurz und eine halbe Stunde spaeter traegt er das Gepaeck der Touristen in ein anderes lichtdurchflutetes Zimmer mit Meerblick.


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